Ablenkungsmanöver
Grotesk: Am 3. Juni feiert jenes Lebensmittel seinen „Tag“, das den Anlass zu allen Preisdiskussionen geliefert hat – am 3. Juni ist nämlich Weltmilchtag.Was feiert man dieses Jahr? Offiziell soll international für den Konsum von Milch geworben werden.
Der Internationale Tag der Milch wurde von der Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und dem Internationalen Milchwirtschaftsverband (IDF) ins Leben gerufen. Er wird in über 30 Ländern begangen.
Er soll das Nahrungsmittel Milch als natürliches und gesundes Getränk weltweit für alle Nationen und Altersstufen im Bewusstsein halten. 2006 fand er zum 49. Mal statt.
Inoffiziell müsste man an diesem Tag trauern, nicht feiern, denn: Nichts ist derzeit so teuer wie billige Milch. Das meint auch die IG Milch und bringt bildliche Vergleiche: Mit aggressiver Preispolitik und durch billige Preispolitik werden hohe gesellschaftliche Werte, wie Kulturlandwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Ernährungssouveränität gefährdet, meint IG Milch. Negativ betroffen von den Auswirkungen sind im Endeffekt neben den Milchbauern auch viele Wirtschaftsbereiche, aber auch Konsumenten.
Es fehlt oftmals der Mut, wirtschaftliche, ökologische sowie entwicklungs- und gesellschaftspolitische Realitäten zusammenzufügen, auf den Punkt zu bringen und dem Konsumenten zu erklären.
Und da muss ich – so weh es tut – auch einige Medienkollegen kritisieren, die nichts anderes zu tun haben, als tagtäglich steigende Lebensmittelpreise ins Rampenlicht zu stellen. Ich wiederhole mich, aber was ist mit Energie und Treibstoff? Warum nimmt man eine Erhöhung der Stromkosten als fixe Preiserhöhung gelassen hin – noch dazu nimmt man ruhig in Kauf, dass es hier nicht einmal große Wahlmöglichkeiten gibt?
Warum revoltieren die Konsumenten erst jetzt so richtig gegen die Erhöhung der Spritpreise ins Unermessliche? Und: Warum will keiner wahrhaben, dass die laufende Preisdiskussion im Lebensmittelbereich ein Ablenkungsmanöver für andere Wirtschaftsbereiche ist?
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