Agrarexporte stiegen 2011 um 16 Prozent
Die Differenz zwischen agrarischen Exporten und Importen war im Jahr 2011 so ausgeglichen wie schon lange nicht mehr. Exporten im Wert von mehr als 9 Mrd. Euro standen Importe von 9,4 Mrd. Euro gegenüber.
Die heimischen Bauern und Nahrungsmittelhersteller haben im vergangenen Jahr das zweitgrößte Exportplus seit 1995 verzeichnet. Die Ausfuhren von österreichischen Agrarprodukten legten 2011 wertmäßig um 16,1 Prozent auf 9,03 Mrd. Euro zu. Das Plus seien nicht nur durch Absatzsteigerungen, sondern auch durch höhere Rohstoff- und Energiepreise sowie gestiegene Lohnkosten erklärbar, sagte Stephan Mikinovic, Geschäftsführer der AMA Marketing. Die Exportmenge stieg im Vergleich zum Jahr davor hingegen nur um 4 Prozent auf 8,1 Mio. Tonnen.
Ein Viertel geht auf Red Bull
Allein 2 bis 2,5 Mrd. Euro machten 2011 die Ausfuhren des heimischen Energy-Drink-Herstellers Red Bull aus. „Das ist die veredeltste Form des Zuckerexports“, scherzte Mikinovic. Die heimischen Lebensmittelimporte erhöhten sich im vergangenen Jahr um 8,6 Prozent auf 9,42 Mrd. Euro. „In ein, zwei Jahren könnte die Handelsbilanz ausgeglichen oder umgedreht werden“, erwartet der AMA-Marketing-Chef.
Ein Drittel der österreichischen Lebensmittelexporte gingen im vergangen Jahr nach Deutschland. Die Ausfahren dorthin legten um 11,4 Prozent auf 2,92 Mrd. Euro zu. Rund zwei Drittel der heimischen Exporte von Wurst-, Schinken- und Speckwaren gehen nach Deutschland, bei Käse und Milchprodukten sogar rund die Hälfte. Importiert wurden aus Deutschland Lebensmittel im Wert von 3,55 Mrd. Euro (+6,5 Prozent). Zweitwichtigster Exportmarkt nach Deutschland ist Italien mit einem wertmäßigen Anteil von 12,8 Prozent. Italien ist für Österreich wichtigster Absatzmarkt für Rind- und Schweinefleisch. Wegen der hohen Nachfrage nach Schweinebäuchen ist Südkorea bereits der zweitwichtigste Exportmarkt für heimisches Schweinefleisch.
In die osteuropäischen EU-Staaten gingen 2011 rund 17,9 Prozent der heimischen Lebensmittelexporte. Die Ausfuhren nach Tschechien erhöhten sich besonders deutlich auf 295,9 Mio. Euro (+21,5 Prozent) und nach Ungarn auf 433,3 Mio. Euro (+19,1 Prozent). In Ungarn gebe es aufgrund von Qualitätsproblemen in der Lebensmittelindustrie etwa eine große Nachfrage nach österreichischen Wurstwaren, so der AMA-Marketing-Chef. In die restlichen EU-15-Staaten gingen 13,8 Prozent der wertmäßigen Exporte.
Erstmals wurden 2011 mehr als 50.000 Tonnen Käse aus Österreich nach Deutschland exportiert und damit 228 Mio. Euro (+14,6 Prozent) erlöst. Damit ist Österreich der viertgrößte Käseexporteur am deutschen Markt, nach Holland, Frankreich und Dänemark.
Bei Geflügel wird noch immer mehr aus Deutschland importiert als umgekehrt. Der Export an Geflügelfleisch legte wertmäßig um 17 Prozent zu. Der Antibiotika-Skandal in der deutschen Geflügelzucht könnte in Zukunft den Absatz der österreichischen Geflügelproduzenten ankurbeln, erwartet Mikinovic.
Bei den Gemüseexporten nach Deutschland wurde 2011 ein kräftiges Plus von 31,1 Prozent verzeichnet. Die EHEC-Krise habe im Export nach Deutschland geholfen, betonte der AMA-Marketing-Chef. Österreich sei mit seinem hohen Bioanteil und umfangreichen Umweltprogrammen ein „unverdächtiger Lieferant“. Beim Obst wurde ein Importrückgang von 5,1 Prozent verzeichnet, gleichzeitig legten die Obst-Exporte nach Deutschland um 13,6 Prozent auf 93,7 Mio. Euro zu.
Für 2012 rechnet der AMA-Marketing-Chef aufgrund des Konjunkturabschwungs dennoch nicht mit einem Einbruch der Agrarexporte. "Die Menschen müssen weiterhin ihren Kalorienbedarf decken." Möglich sei, dass mehr im Diskont-Lebensmitteleinzelhandel eingekauft werde.
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