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Einkaufen ohne Hindernisse
Konsumenten, deren Sehkraft beeinträchtigt ist, sind beim Einkaufen oft mit Schwierigkeiten konfrontiert, die leicht behoben werden können. Die Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs kann dabei mit Tipps und speziellen Sensibilisierungstrainings für das Verkaufspersonal helfen.
Einkaufen, ohne die Ware überhaupt richtig sehen zu können? Rund 318.000 stark sehbeeinträchtigte Menschen in Österreich sind mit dieser Herausforderung täglich konfrontiert. „In Supermärkten ist das Einkaufen besonders schwierig: Unlesbare Zahlen auf den Warenkörben in der Gemüseabteilung, Waagen mit Touchscreens, kontrastarme Hinweisschilder in den Gängen, kaum erkennbare Beschriftungen auf den Schildern in den Regalen und auf den Verpackungen bereiten Menschen mit geringer Sehkraft große Probleme“, kritisiert Irene Vogel, Geschäftsführerin der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs.
Unterschiedliche Bedürfnisse erkennen
Art und Umfang der Sehschwäche hängen von der jeweiligen Augenerkrankung ab, die unterschiedliche Auswirkungen auf die Betroffenen haben kann: Diese reichen von Blendempfindlichkeit, Störungen der Kontrast- und Farbwahrnehmung, verschwommenem oder verzerrtem Sehen bis zu blinden Flecken, Tunnelblick oder zentralen Gesichtsfeldausfällen. Daher sind auch die Bedürfnisse sehbehinderter Konsumenten sehr unterschiedlich, wie Vogel aus Erfahrung weiß: „Wir liefern nicht nur praktische Tipps für ein barrierefreies Einkaufserlebnis, sondern bieten darüber hinaus auch Sensibilisierungstrainings für das Verkaufspersonal an.“
Wege auf mögliche Stolperfallen prüfen
Schon auf dem Weg ins Geschäft lauern Stolperfallen: Warenständer, Werbetafeln, Blumen- und Pflanzentröge oder achtlos abgestellte Einkaufswagen können zu unliebsamen Kollisionen führen. Besonders Ein- und Ausgänge sollten von einengenden Objekten frei gehalten werden. Nicht jeder sehbeeinträchtigte Mensch ist mit einer sehenden Begleitperson unterwegs, die vor solchen Hindernissen warnt. „Visuell beeinträchtigte Menschen schätzen es, wenn sie direkt angesprochen und nach ihren Wünschen gefragt werden. Sie wissen sehr genau, was sie wollen und welche Form von Hilfe sie in Anspruch nehmen möchten. Allerdings benötigen sie etwas mehr Zeit, um sich ein ‚Bild‘ von der Ware zu machen“, sagt Vogel.
Den Arm anbieten und hinführen
Daher ist es hilfreich, wenn sie das Produkt betasten können und verbale Informationen erhalten über Material, Farbe, Qualität, Größe, Marke, Herkunft, Preis, Ablaufdatum oder Aktionen. Hinweise wie „dort steht das Mineralwasser“ oder „da drüben finden Sie die Orangen“ sind für stark sehbeeinträchtigte Menschen deshalb absolut nutzlos. Am besten führt man die Kundschaft zum jeweiligen Standort der gewünschten Ware, in dem man den Arm zur Führung anbietet. Bei engen Stellen oder Türen geht der Führende immer voraus. Das empfiehlt sich vor allem in Märkten in denen auf engem Raum zerbrechliche oder unverpackte Waren aufgebaut sind.
Handgriffe kurz erklären
Außerdem schätzen sehbehinderte Menschen Ehrlichkeit, vor allem wenn es um das Bezahlen geht. Hilfreich ist daher, beim Kassieren das entgegengenommene Geld anzusagen und den Betrag des Retourgeldes zu nennen. Die Rechnung sollte getrennt vom Retourgeld übergeben werden, am besten mit dem Hinweis, dass es sich um den Kassenbon handelt, der im Fall eines Umtauschs benötigt wird. Abschließend sollte gefragt werden, ob eine Begleitung zum Ausgang gewünscht wird. So sich die Verkaufskraft namentlich vorgestellt, wird sie erstaunt sein über das gute Gedächtnis ihrer Kundschaft. Denn nach einem positiven Einkaufserlebnis, bei dem sich sehbeeinträchtigte Konsumenten professionell beraten fühlen, kommen sie gerne wieder.
Weitere Infos unter www.hilfsgemeinschaft.at/barrierefreiheit.
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