Kommentar
Angebot und Nachfrage
von Gabriele Jiresch
Veränderungen gehen meistens schleichend vonstatten. Ein gutes Beispiel begleitet uns seit Jahresanfang: die Umstellung vom Schilling zum Euro. In einem Interview wies der Chef der österreichischen Spar, Dr. Gerhard Drexel, darauf hin, diese Umstellungszeit nicht zu unterschätzen. Und er behält recht: Die technische Umstellung erfolgte - gerade in Österreich - so gut wie in keinem anderen Land. Mit Freuden erhielten Herr und Frau Österreicher um 0 Uhr am 1. Jänner 2002 ihre Euro-Scheine beim Bankomat.
Aber der Kopf reagiert nicht so schnell - und das ist menschlich. Die psychologische Umstellung ist noch lange nicht abgeschlossen. Schwellenpreise werden nicht als solche erkannt, Aktionen erfordern noch immer ein hysterisches und panisches "Nachrechnen". Zusätzlich ein Problem: Der Konsument ist mündig geworden und das im Laufe der letzten 30 Jahre. Er lässt sich nichts mehr vorbeten, reagiert nicht auf die herkömmlichen Kommunikationsmechanismen.
Zwar wollten wir immer einen mündigen Konsumenten, der auch hin und wieder von Marke zu Marke "switcht", allerdings haben wir uns hier einen nicht mehr kalkulierbaren Konsumenten herangezüchtet. Wirft man einen Blick in den Osten, wo sich der Handel gerade etabliert, so kann man allgemeine Trends feststellen. Die Kunden lechzen nach westlichen Marken und geben auch gerne Geld dafür aus - nur dann ist man "in". So oder ähnlich muss es in den 50er Jahren in Österreich gewesen sein, stelle ich mir vor.
Den Kunden jedoch heute von Vorteilen eines Produktes zu überzeugen und ihn mit Promotions an den POS zu locken, wird immer schwieriger - für den Handel und auch für die Markenartikelindustrie. Der Kunde lässt sich nicht mehr mit einem einfachen Werbenetz einfangen, er will ganz alleine entscheiden, was ihm schmeckt. Schmeckt uns das?
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