Kommentar
Angebot und Nachfrage
Die jüngsten Überlegungen der Europäischen Kommission deuten darauf hin, dass es gegen Ende des Jahres zu einer „Liberalisierung der Packungsgrößen“ im Handel kommen könnte. Nicht mehr die vorgeschriebenen Maß-einheiten sind ausschlaggebend, sondern die unternehmerischen Ansichten über Sieg und Niederlage eines Produktes – unabhängig von der Menge des Inhaltes.
Statt 200 g und 500 g etwa im Kühlregal kann sich der Konsument auch für 138 g entscheiden – wenn ihm die Verpackung zusagt.
Einerseits ein mutiger Schritt in Richtung „Freiheit der Industrie“, denn ihrer Kreativität sind keine Grenzen mehr gesetzt. Auf der anderen Seite wird sich der Konsument vor dem Regal, das er bisher in einem üblichen Outfit gewohnt war, schwer tun, seine Sorte wiederzuerkennen. Und nicht nur das: Er wird auch ein Problem damit haben, Preisvergleiche anzustellen. Denn der Zeitaufwand wird mit einer möglichen Liberalisierung der Packungseinheiten größer: Man vergleicht nämlich nicht mehr Joghurt 1 mit Joghurt 2, sondern wie man so treffend bei uns in Österreich sagt: Von nun an vergleicht man „Äpfel mit Birnen“.
Aber nicht nur der Konsument wird eine Weile brauchen, um sich an die Optik zu gewöhnen (sicher nicht in diesem Ausmaß wie die Euro-Umstellung - das gibt es nur einmal), sondern auch der Handel wird sich beim Einschlichten der Waren mehr bemühen müssen, ein „Regalgesicht“ zu schaffen, das nicht nach Unordnung pur aussieht.
Eine wagemutige Entscheidung, die hier getroffen wird, vielleicht sollte sich die Kommission vorerst mit Problemen befassen, die dem Handel und der Industrie mehr am Herzen liegen – und davon gibt es sicher jede Menge.
Kommentare