Kommentar
Angebot und Nachfrage
Eben noch wurde der Rückkauf eines im Besitz der Edeka Südbayern stehenden 37,5-Prozent-Aktienpakets durch Adeg Österreich (die bis dato nur mehr 25% an ihrer eigenen Handelsorganisation gehalten hatte; weitere 37,5% gehören der Edeka Chiemgau) gefeiert. Nur konnte oder wollte offenbar niemand die Finanzierung garantieren. Nun hat Rewe Austria bei Adeg Österreich zugeschlagen – mit 24,9%.
Neuer Stand bei den Anteilen: Adeg Österreich/37,6%, Edeka Chiemgau/37,5%, Rewe Austria/24,9%. Eine interessante Konstellation. Doch wer wird künftig – unabhängig von den Anteilen – bei der Adeg das Sagen haben? Die Adeg, die seit Jahren versucht aus der Stagnation herauszukommen, alleine aber nicht die Sanierung der angeschlagenen Handelskette sicherstellen konnte? Edeka, der größte deutsche Lebensmittelhändler, der mehrfach das Management bei der Adeg wechselte und trotzdem die gesteckten Ziele nicht erreichen konnte? Oder Rewe Austria, die schon bei den Übernahmen beträchtlicher Konsum- und Meinl-Teile gezeigt hat, wie man ein „Stahlbad“ nimmt?
Heavy-Metal-Fan Martin Lenz und sein Team vom Marktführer im heimischen Lebensmitteleinzelhandel sind jedenfalls die großen Hoffnungsträger für einen neuen und vor allem erfolgreichen Kurs bei der Adeg.
Bleibt die Frage nach den Motiven. Geht es bloß um eine Einkaufskooperation (wie mit dem Vorarlberger Unternehmen Sutterlüty, an dem Rewe Austria ebenfalls 24,9% Anteil hält), oder sieht Rewe Austria die Minderheitsbeteiligung an Adeg als „Versuchsfeld“ auf dem Gebiet der selbstständigen Kaufleute?
Und dann wären da noch kartellrechtliche Fragen zu klären. Doch selbst bei einer totalen Fusion von Rewe Austria (ca. 31% Marktanteil am österreichischen LEH nach GfK, also inklusive Diskonter) mit Adeg (ca. 7%) könnte man keine monopolartige Position unterstellen. Die Marktvormachtstellung von Rewe Austria am heimischen LEH scheint allerdings auch mit der 24,9%-Beteiligung an der Adeg für längere Zeit einzementiert zu sein.
Kommentare