Manipulierte Lebensmittelpolarisieren die Welt
Die globale Entwicklung ist unumkehrbar: Weltweit werden bereits auf 90 Millionen Hektar gentechnisch veränderte Nutzpflanzen angebaut.
Die EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer-Boel will die EU-Ratspräsidentschaft Österreichs für einen Durchbruch bei der Regelung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln nutzen. Im April wird in Wien eine große Konferenz zu diesem Thema stattfinden, deren Ziel einheitliche Richtlinien seien, sagte sie kürzlich in einem Interview. In der Zwischenzeit hat die EU-Kommission drei weitere Genmais-Sorten des US-Konzerns Monsanto (GA21, MON 863 sowie eine Hybridsorte davon) in der EU zugelassen. 27 weitere Anträge für gentechnisch veränderte Organismen sind derzeit für die Zulassung in der Pipeline, sagte der Sprecher von Gesundheitskommissar Markos Kyprianoul.50-fache AnbauflächenGentechnisch veränderte Nutzpflanzen sind im vergangenen Jahr weltweit auf rund 90 Millionen Hektar angebaut worden. Wie die internationale Biotechnik-Agentur ISAAA mitteilte, stieg die Fläche seit dem ersten kommerziellen Anbau solcher Pflanzen 1996 um mehr als das Fünfzigfache. Entwicklungsländer stellten inzwischen mehr als ein Drittel der globalen Anbaufläche.Sojabohnen bleiben mit einem Anteil von 60 Prozent die wichtigste transgene Ackerfrucht. In Brasilien vergrößerte sich ihre Anbaufläche im Vergleich zum Vorjahr um 88 Prozent auf rund 9,4 Millionen Hektar. Erstmals wurde 2005 nach Angaben von ISAAA gentechnisch veränderter Reis kommerziell angebaut, und zwar im Iran. Auch China werde künftig transgenen Reis anbauen. Außerdem sei die Einführung neuer Produkte zu erwarten, etwa Pflanzen zur Herstellung von Biokraftstoffen.Unzureichende KontrolleDie Überwachung von Freilandversuchen mit gentechnisch veränderten Pflanzen in den USA lässt laut einem Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums zu wünschen übrig. Kritisiert wird die Rolle des Ministeriums selbst. Dessen Generalinspektor bemängelt nach einer internen Untersuchung die Bearbeitung von Zulassungsanträgen für neue Experimente als oberflächlich. In einigen Fällen habe die zuständige Abteilung nicht einmal gewusst, wo sich die Versuchsfelder befänden, heißt es weiter. Zudem werde oft nicht sichergestellt, dass nach Abschluss eines Experiments alle verwendeten Pflanzen zerstört würden. Hipp überlegt AlternativenWegen des zunehmenden Anbaus von gentechnisch veränderten Pflanzen in Deutschland erwägt der Babynahrungshersteller Hipp, seine Rohstoffe künftig nur noch aus dem Ausland zu beziehen. „Wir garantieren unseren Kunden, dass sie nur absolut gentechnikfreie Produkte bekommen. Wenn wir die entsprechenden Rohstoffe in Deutschland nicht mehr erhalten, werden wir diese im Ausland besorgen“, sagte Firmenchef Claus Hipp. Hipp droht sogar mit einer Verlagerung seiner Produktion ins Ausland, wenn in Deutschland der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zunehmen sollte. Hipp mit Sitz in Pfaffenhofen beschäftigt zirka 1.000 Mitarbeiter und ist weltweit der größte Verarbeiter organisch-biologischer Rohstoffe. Mehr als 3.000 Landwirte sind in verschiedenen Ländern für Hipp an der Erzeugung von Bio-Obst, Bio-Gemüse und Bio-Fleisch beteiligt.
Kommentare