Milchverhandlungen mit Handelspartnern
Die NÖN berichtet: „Wir verhandeln gerade mit unseren Handelspartnern über Preisanpassungen bei Milchprodukten“, sagt Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) und zugleich Geschäftsführer der Kärntnermilch.
Geht es nach den heimischen Molkereien, sollen die Preise nach der kürzlich erfolgten Anhebung in Deutschland in den nächsten ein bis zwei Wochen auch hierzulande steigen. Und zwar im Schnitt um zehn Prozent, so Petschar. Nachsatz im Hinblick auf das Wettbewerbsrecht: „Das ist unser empfohlener Verkaufspreis.“ Ob der Handel die volle Dimension an die Konsumenten weitergebe, sei die Entscheidung der einzelnen Handelsketten.
„Derzeit laufen die Gespräche mit den Molkereien“, bestätigt Spar-Sprecherin Nicole Berkmann auf NÖN-Anfrage. Konkrete Details werden nicht verraten. Auch bei der Rewe-Gruppe (Billa, Merkur, Penny) will man den Stand der Verhandlungen nicht weiter kommentieren. VÖM-Präsident Helmut Petschar verwehrt sich dagegen, dass man hier von einer kräftigen Teuerung spricht. Immerhin habe es im Vorjahr bei einzelnen Produkten auch Verbilligungen gegeben, die nun wieder aufgehoben werden sollen. Ein wichtiges Beispiel sei etwa Butter. Ein Viertelkilogramm im Einstiegspreisbereich habe Anfang 2012 noch 1,39 Euro gekostet, sei im Sommer auf 1,09 Euro gefallen, gegen Jahresende wieder auf 1,29 Euro geklettert und sei bislang auf diesem Niveau geblieben.
Anders die Entwicklung bei frischer Trinkmilch, so der Branchensprecher. Ein Liter kostete im gesamten Vorjahr im günstigsten Fall 89 Cent. Im März gab es dann eine Anhebung auf 95 Cent und jetzt – so die aktuellen Verhandlungen – soll der Preis auf 99 Cent steigen. Käse könnte bald, so die Gespräche mit dem Handel, je nach Sorte zwischen 50 Cent und einem Euro je Kilogramm teurer werden. Sollten die Gespräche mit dem Handel positiv verlaufen, kann sich der VÖM-Präsident nach einer Bauernmilchpreisanhebung im ersten Quartal eine weitere Anhebung im dritten Quartal dieses Jahres vorstellen. Gründe für die Teuerung seien unter anderem gestiegene Futtermittel- und Rohstoffpreise und höhere Energiekosten.
Insgesamt blickt die Milchwirtschaft auf ein hartes Jahr zurück. Laut VÖM lag die Gewinnmarge (EGT zu Umsatz) bei den zehn größten Molkereien (darunter die Marktführer Berglandmilch und NÖM) bei nur 0,6 Prozent. Kein einziger wäre dabei wesentlich über 1 Prozent gelegen. Dafür wären der hohe Wettbewerb und die starke Konzentration im Handel verantwortlich. Petschar kritisiert, dass der Handel „die Konsumenten zu Schnäppchenjägern erzieht“ und die jeweiligen Handelsmarken forciert. Die massive Aktionitis via Milchprodukt-Lockar-tikel sei nicht nötig.
VÖM glaubt nicht an Preisabsprachen
Nicht nachvollziehen kann Petschar auch die Aktivitäten der Bundeswettbewerbsbehörde in punkto Hausdurchsuchungen bei zahlreichen Molkereien, darunter auch bei der Badener NÖM oder der Kärntnermilch. „Wenn es Preisabsprachen bei Molkereien in Österreich gegeben hätte, wäre das Betriebsergebnis in den letzten Jahren ein anderes gewesen“, sagt der Branchensprecher. Dass Berglandmilch (1,2 Millionen Euro) und Rewe (20,8 Millionen Euro – unter anderem auch für Milchprodukte) dennoch Bußgelder gezahlt hätten, kann er sich schwer erklären.
„Es ist eine Frage, ob ich mich auf einen jahrelangen Rechtsstreit einlasse“, meint etwa VÖM-Geschäftsführer Johann Költringer. Und: „Bei anderen Branchen mit Gewinnspannen von 10 Prozent sieht die Wettbewerbsbehörde weg.“ Für die Bauern bleibt der Milchpreis unbefriedigend, sagt Leopold Gruber-Doberer, Geschäftsführer der NÖM-Lieferanten. Gentechnikfreie Fütterung, Eiweiß- und Energiepreise würden die Produktionskosten ebenso in die Höhe treiben wie die europaweit höchsten Standards beim Tierschutz, und dabei müsse man zu Weltmarktpreisen verkaufen.
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