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Neuerungen beim IFS Lebensmittelstandard
Zahlreiche Vertreter der Lebensmittelbranche nutzten beim Quality Austria Lebensmittelforum in Linz die Gelegenheit, sich über die branchenspezifischen Herausforderungen von morgen zu informieren. Im Mittelpunkt standen dabei u.a. die Neuerungen des IFS 6 (International Food Standard) sowie diesbezügliche Praxiserfahrungen.
So gibt es etwa neue verpflichtende Anforderungen zum Schutz der Lebensmittelkette vor terroristischen Angriffen (Food Defense). Bei der Estyria Naturprodukte GmbH ist Food Defence bereits implementiert: „Wir haben dieses Projekt sehr früh in Angriff genommen. Durch Food Defence wird die Lebensmittelkette nicht nur vor kriminellen Akten geschützt, sondern dient auch als zusätzliche Vorbeugung von Produktrückrufen“, erklärt Astrid Rauch, Leitung Qualitätsmanagement. Das Thema gewinnt vor dem Hintergrund, dass Warenströme globaler werden und in der EU 3.000 Produktrückrufe jährlich stattfinden, immer mehr an Bedeutung.
Alfred Greimel, Branchenmanager Food in der Quality Austria Trainings-, Zertifizierungs- und Begutachtungs GmbH fasste bei der Veranstaltung die wesentlichen Änderungen im Lebensmittelstandard IFS 6 zusammen: „Im Zertifizierungszyklus ist nun darauf zu achten, dass das Datum der Gültigkeit des Zertifikates für jedes Jahr gleich bleibt. Überwachungsaudits können frühestens 8 Wochen vorher und spätestens 2 Wochen danach durchgeführt werden.“ Gleichzeitig werden verbindliche Vorgaben für die Berechnung der Auditzeiten eingeführt, etwaige Qualitätsabweichungen werden in Zukunft noch strenger beurteilt. Bei Nichterfüllung eines Kriteriums, sind nun sogar kurzfristige Sperren des gültigen IFA Zertifikates innerhalb von 2 Tagen zwingend. „Die Version 6 des International Food Standards weist eine umfassende Weiterentwicklung der bisherigen Anforderungen auf. Qualitätskriterien erhalten zukünftig noch mehr an Gewicht – das steht fest“, so Greimel.
Mit Krisensimulationen Schwachstellen erkennen
Wie wichtig Risikobewertungen und professionelles Krisenmanagement ist erörterte qualityaustria Netzwerkpartner Dr. Alexander Woidich anhand des Beispiels Agrana. Neben der Erarbeitung eines Krisenmanagement-Handbuchs sind Krisensimulationen als präventive Maßnahme für Woidich ein Must: „Erst durch Krisensimulationen gehen Abläufe in Fleisch und Blut über bzw. werden Schwachstellen erkannt. Gerade in Stresssituationen sind zu rasch getroffene Entscheidungen eine potenzielle Gefahr. Nachhaltiges Training und laufende Optimierungen des Krisenmanagement-Manuals sind daher für den Ernstfall wichtig.“
Sieben internationale Standards für einen Apfel
Audits sind bei der OPST Obst Partner Steiermark GmbH ein zentraler Qualitätshebel in ihrem Netzwerk, das aus insgesamt 800 Obstbauern und 11 Vertriebsgesellschaften besteht. Der Anforderungskatalog an das Produkt Apfel setzt sich aus insgesamt sieben internationalen Standards zusammen. Pro Jahr ist das steirische Netzwerk mit 700 Audits der Quality Austria konfrontiert. OPST hat dazu ein sogenanntes „integrales Apfelschalenmodell“ entwickelt, das die Anforderungen der ISO 9001, IFS, BRC, Globalgap, AMA Gütesiegel sowie von Tesco Nature und Q&S berücksichtigt. „Die ISO 9001 ist dabei die umfassende Klammer“, so OPST-Qualitätsmanager Mag. Harald Langmaier. Zu den vielen Audits meinte er: „Audits steigern die Fitness. Sie bringen kreative Lösungen zu Tage und machen scheinbar Unmögliches möglich.“
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