Rewe-Chef Hensel schlägt Alarm
Öffnet das Freihandelsabkommen zwischen EU und USA Tür und Tor für Hormonfleisch, Chlorhühnchen und Genfood aus den USA? Beispiele lassen das befürchten.
Seit Monaten handeln EU und USA das „Transatlantische Freihandelsabkommen" (TTIP) sozusagen hinter verschlossenen Türen aus. Die Gefahr, die Vertreter des österreichischen Lebensmittelhandels sehen: Europa würden durch die Hintertür teils niedrigere Lebensmittel-, Umwelt- und Sozialstandards aufgezwungen.
Nun spricht sich auch ein einflussreicher Vertreter des Lebensmittelhandels ausdrücklich gegen das EU-US-Freihandelsabkommen aus. „Die zuletzt bekannt gewordenen Entwürfe lassen leider befürchten, dass die hohe Qualität österreichischer Lebensmittel durch das Abkommen gefährdet werden könnte", schreibt Rewe-Chef Frank Hensel in einem offenen Brief an die österreichischen EU-Abgeordneten.
Ein Beispiel sind laut Frank Hensel US-Pestizid-Grenzwerte, die in einem Fall bei Äpfeln 100-fach höher liegen als jene der EU. „Es ist aus unserer Sicht unbedingt notwendig, sicher zu stellen, dass österreichische und europäische Umwelt- und Sozialstandards keinesfalls gesenkt und eine Angleichung allenfalls an den höheren Standard ermöglicht werden darf", so Hensel weiter. „Die Auswirkungen eines Freihandelsabkommens wären besonders weitreichend und betreffen jeden Einzelnen. Umso weniger ist es akzeptabel, dass die Verhandlungen von der EU-Kommission unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt werden. Diese Vorgehensweise führt zu einer massiven Verunsicherung der Österreicherinnen und Österreicher."
Hensel appelliert an die EU-Abgeordneten, „einen transparenten Entscheidungsprozess sicher zu stellen". Dazu müssten die heimische Landwirtschaft, Vertreter von Umwelt- und Konsumentenschutzorganisationen sowie der Handel einbezogen werden. Rewe International (u.?a. Billa, Merkur, Penny, Adeg) lade die Zivilgesellschaft und weitere Vertreter des Lebensmittelhandels zu einem Runden Tisch ein, „um sich in dieser so wichtigen Frage gemeinsam zu engagieren".
80 Prozent der Äpfel kontaminiert
Die Umweltorganisation Greenpeace nutzte den Brief um darauf zu verweisen, dass laut Studie der US-Agrarbehörde (United States Department of Agriculture/USDA) 80% der Äpfel am US-Markt mit Diphenylamin (DPA) kontaminiert seien. Rewe habe als Handelsunternehmen täglich Kontakt mit Klein- und Mittelbetrieben, Landwirten und Kunden und wisse daher, dass große Teile der Gesellschaft keine Kompromisse bei unseren Lebensmitteln zulassen werden, sucht Greenpeace den Schulterschluss mit der Handelsfirma.
Die Landwirtschaft ist für die USA die wichtigste von dem Abkommen betroffene Branche, Washington wird für die Ausfuhr auch umstrittener Lebensmittel zäh kämpfen. Denkbar ist daher, dass diese Produkte in der EU letztlich doch verkauft werden – anders als in den USA aber mit klarer Kennzeichnung. Beide Seiten hatten als Ziel ausgegeben, dass bis zum Ende der Amtszeit der derzeitigen EU-Kommission im Herbst 2014 der Freihandelsdeal weitgehend stehen soll.
red
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