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Shoppingcenter: Mieter werden unzufriedener
Der neue Shoppingcenter Performance Report Österreich 2015 ergab einen durchschnittlichen Zufriedenheitsgrad der Mieter von 2,58. Das wirkt augenscheinlich positiv. In der Betrachtung der letzten Jahre zeigt sich aber eine stetige Verschlechterung (von 2,44/2012 auf 2,58/2015). Hauptgrund ist, dass die Kostenbelastung für die Händler immer stärker wird. Und E-Commerce knabbert stark an der Frequenz.
Seit 2012 gibt es den Shoppingcenter Performance Report Österreich. Beim Start wurden beim Mieterzufriedenheitsindex 100 Shoppingcenter beleuchtet (75 Einkaufszentren/25 Fachmarktzentren), mittlerweile liegt die Zahl bei 153 (96 Einkaufszentren/57 Fachmarktzentren). Zur Online-Befragung wurden rund 175 Expansionsmanager der in den Shoppingcentern besonders häufig vertretenen Handelsunternehmen eingeladen – 53 haben dieses Jahr an der Befragung tatsächlich teilgenommen. Das ist eine äußerst positive Resonanz, noch dazu wo es sich bei den Angaben um sensible Themen und Daten handelt. 120 Shoppingcenter blieben dadurch im Ranking.
Messepark unangefochten an erster Stelle
Auf die Frage nach der Umsatzleistung der Shopping Malls zeigten die Bewertungen der Mieter insgesamt mehrheitlich einen hohen Zufriedenheitsgrad. Unangefochten an der Spitze steht dabei der Messepark in Dornbirn. Mit einem Notenmittel von 1,38 hat das Vorarlberger Einkaufszentrum damit zum vierten Mal in Folge den ersten Platz im Gesamtranking geschafft. Und das, obwohl für das Center im Ländle ein Refurbishment noch aussteht. Aber ob mit oder ohne Sarnierung, die Schweizer stürmen den Messepark, und damit passt die Umsatzleistung. An zweiter Stelle steht das „dez“ in Innsbruck, das schon 2012 und 2013 unter den Top 4 zu finden war. Platz 3 teilen sich das Einkaufszentrum „Neukauf“ in Spittal an der Drau (2012 noch auf Platz 37, 2013 auf Platz 2) und das „EO Oberwart“ im Burgenland (2014 bereits auf dem 6. Platz). Auf dem fünften Platz liegt der „Europark“ in Salzburg, gefolgt vom Donauzentrum in Wien – beide mit guten Bewertungen, trotz bekanntlich hoher Mieten. Mit dem 6. Gesamtplatz ( 1,97) hat das Donauzentrum das Wien-Ranking gewonnen, knapp vor der Millennium City (2,00). Am unteren Ende des Gesamtrankings befinden sich dieses Jahr 14 Shoppingcenter, für die eine unterdurchschnittliche Performance von schlechter als 3,00 festgestellt wurde. Die schlechteste Bewertung erhielt das Center West in Graz (3,93), das damit die „rote Laterne“ vom Einkaufszentrum „west“ in Innsbruck (3,88) erbte, das sich um einen Platz verbessert hat.
M-City bestes Fachmarktzentrum
Bei den Fachmarktzentren zeigten die Mieter bei der Performance einen sehr hohen Zufriedenheitsgrad. Trotzdem lag der Mittelwert der Bewertungen für alle heuer mit 2,54 unter dem Ergebnis von 2014 (2,38). Damit ist auch in diesem Segment eine Verschlechterung eingetreten. Alles in allem haben die Fachmarktzentren aber noch immer eine bessere Performance als die Shopping Malls. Angeführt wird das Gesamtranking erstmals von der M-City in Mistelbach (1,62). Der Vorjahressieger Panoramapark in Neunkirchen fiel aus dem Ranking – mit vier Nennungen hat eine Nennung gefehlt. Mit der fehlenden Nennung wäre ein Platz oben am Podest wahrscheinlich gewesen, denn alle vier Nennungen erzielten die bis dahin unerreichte Durchschnittsnote von 1,00. An zweiter Stelle der Fachmarktzentren liegt das FMZ Baden (1,71), das schon 2013 den 4. Platz erzielen konnte. Eine sehr gute Performance wird momentan auch dem „Hatric“ in Hartberg attestiert. 2012 hatte dieses Center noch eine Durchschnittsbenotung von 2,54, 2015 lag sie bereits bei 1,75. Erstmals ins Ranking aufgenommen wurde das „KAUFein“ in Ybbs (1,80), das sich den vierten Platz mit dem „Cine Nova“ in Wiener Neustadt teilt. Interessante Nebenaspekte: In den Top 10 des Gesamtrankings der Fachmarktzentren sind alleine fünf Standorte aus Niederösterreich gelistet. Und an der Spitze liegen eher kleiner Fachmarktzentren (kleiner als 10.000 Quadratmeter). Schlusslichter sind der (noch in der Anlaufphase befindliche) „Frunpark“ in Asten, der „Thayapark“ in Waidhofen an der Thaya und erneut das „Center 21“ in Wien.
Kundenfrequenz wichtigstes Zukunftsthema
Bei der Kompetenzbewertung der Centerbetreiber ging klar die Rutter Gruppe (1,87) als Sieger hervor, wobei sich der Abstand zur zweitplatzierten SES (1,98) vergrößert hat. An dritter Stelle in Österreich liegt ECE, die in Deutschland die Nummer eins sind. Unabhängig davon lassen die Bewertungen insgesamt erkennen, dass die Performances der Stores in Einkaufzentren auf der „grünen Wiese“ (2,53) besser bewertet werden als innerstädtische Center (2,63). Daraus kann geschlossen werden, dass tendenziell die autokundenorientierten Standorte bessere Umsatzleistungen erzielen.
Insgesamt wird der Vertriebsform Shoppingcenter seitens der befragten Mieter aber noch immer eine sehr hohe Marktbedeutung (85%) beigemessen, auch wenn das Ergebnis hinter 2014 (89%) und 2013 (93%) liegt. Als wichtigstes Thema für die Zukunft im Einzelhandel wurde die Entwicklung der Kundenfrequenz genannt (1,54). An zweiter Stelle liegt das Thema E-Commerce (1,75), das weiter an Bedeutung zugelegt hat. Ebenfalls ganz vorne bei den Zukunftsthemen ist die Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal (1,86) – eine logische Konsequenz in Zeiten des immer stärker werdenden E-Commerce. Weiter zugelegt haben auch die Fragen der demographischen Entwicklung wie auch das Thema der Revitalisierung von Handelsstandorten. All diese Faktoren deuten darauf hin, dass sich der Handel rechtzeitig auf ein stark verändertes Kundenverhalten einstellen will. (ar)
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