
Veränderte Nachfrage nach Handelsflächen
Der filialisierte Einzelhandel reagiert auf Amazon & Co: Nachdem der Onlineanteil in einzelnen Branchen schon ein Drittel des Marktvolumens erreicht hat, ist die Expansion im stationären Einzelhandel zwischenzeitlich extrem verhalten geworden.
Laut einer aktuellen und jährlich durchgeführten Erhebung von RegioData Research bei über 800 Filialisten und Franchisesystemen planen heuer ca. 460 österreichische Handels- und handelsnahe Unternehmen eine Expansion, das sind um ca. 15 % weniger als im Vorjahr und um ca. 40 % weniger als noch vor 5 Jahren. Doch während es vor einigen Jahren noch die großen Filialisten im Bekleidungshandel, Schuhhandel, Möbelhandel etc. waren, die neue Standorte gesucht haben, sind es nun eher kleine Unternehmen. Eine Ausnahme ist lediglich der Lebensmittelhandel: Hier wird heftig weiter expandiert.
Mehr Schließungen als Neueröffnungen
Unter dem Strich wird es bei den Filalsystemen aus Handel und handelsnahen Dienstleistungen (Systemgastronomie, Banken, Reisebüros, Friseure, etc) erstmals seit 10 Jahren mehr aufgegebene Standorte als Neueröffnungen geben. Während es 2008 noch die Auswirkungen der Wirtschaftskrise waren, ist es jetzt der Onlinehandel, der zu Standortschließungen führt. Dementsprechend gilt dieser Trend nicht für jene Branchen, die vom Onlinehandel nicht oder kaum betroffen sind: Lebensmittel, Drogerien und Systemgastronomie.
Systemgastronomie & Franchise auf dem Vormarsch
Die meisten Standorte sucht die Systemgastronomie, aber auch hier nicht mehr nur die Großen, sondern sehr viele neue, kleine Unternehmen, die mit innovativen Konzepten ihr Glück versuchen. Insgesamt 76 Gastronomiekonzepte suchen heuer neue Standorte. Nach Jahren des Booms bei Filialsystemen, Marketingorganisationen und Verbundgruppen feiern nun Franchisesysteme ihre Wiederkehr - und neu setzen auch kleine, neue Unternehmen auf diese Vertriebsform.
Der Druck, unter den der Bekleidungshandel durch Amazon, Zalando & Co. geraten ist schlägt sich auf die Expansionspläne nieder: Statt der bekannten Filialisten und großen Namen sind es sehr kleine, spezialisierte Labels sowie sehr diskontorientierte Fromen wie Kik und Takko.
Kleine Premiumlagen gesucht
Einerseits suchen 93 Prozent der expandierenden Unternehmen einen Standort in innerstädtischen Geschäftsstraßen oder Einkaufszentren. Andererseits hat sich die Größe der nachgefragten Flächen verändert: 35 Prozent der expansionswilligen Vertriebe suchen Standorte mit weniger als 200 m2 Verkaufsfläche.
Lebensmittelhandel unbeeindruckt
Von den derzeit passierenden starken Veränderungen im Einzelhandel zeigt sich der Lebensmittelhandel völlig unbeeindruckt: Sowohl alle Marktführer als auch die kleinen, spezialisierten Unternehmen expandieren, sei es großer Verbrauchermarkt, Supermarkt, Diskonter oder Bäcker – und das seit Jahren. Kein Wunder, das Marktvolumen im Lebensmittelhandel steigt seit vielen Jahren stärker als die Inflationsrate, die umwelt- und gesundheitsbewußten Konsumenten kaufen teurere Produkte und außerdem fühlt sich der Lebensmittelhandel gegen das Internet ziemlich immun. Ähnliches gilt übrigens auch für die Drogeriemärkte.
Kommentare